Herzensgebet

Das Herzensgebet, auch Jesusgebet oder immerwährendes Gebet genannt, ist ein besonders in den orthodoxen Kirchen weit verbreitetes Gebet, bei dem ununterbrochen der Name Jesu Christi angerufen wird. Damit soll der Aufforderung „Betet ohne Unterlass!“ (1 Thess 5,17 EU) des Apostels Paulus Genüge getan werden.

Das Gebet des Herzens oder auch Herzensgebet geht in seinem Ursprung auf die erste meditative Praxis der Christenheit zurück.
Es ist also zunächst einmal ein christlicher, mantrischer Versenkungsweg. Ein Weg der Hingabe an das Geheimnis Gottes. Diese Hingabe umfasst und erfasst uns mit unseren ganzen Sinnen.

Ganzhingabe, die in ihren Schritten leiblich, sinnlich und geistlich gelebt wird. Ein mystisches Gebet der Sammlung aller Ebenen unseres Menschseins. Dabei wird ein kurzer Satz oder ein kurzes Ein-Wort-Gebet unablässig wiederholt, wobei im Zentrum der Anrufung der Name Gottes steht. Die Anrufung des heiligen Namens gab dem Gebet auch die Bezeichnung «Namensgebet». Wenn die Anrufung des Namens «Jesu Christus» im Mittelpunkt steht, bezeichnen wir das Gebet auch als «Jesusgebet». Das Gebet des Herzens bereitet der kontemplativen und mystischen Erfahrung den Boden. Kontemplation meint das schauende und hineinhorchende Wahrnehmen der göttlichen Gegenwart. Dieses Erlauschen des einen Seins führt schrittweise das entbilderte und entleerte Bewusstsein in die Fülle des Schweigens.

Es ist die Erfahrung des Stillewerdens des Herzens. Dabei erwacht langsam die Hesychia – die Ruhe des Herzens. Kontemplation meint das Hineintreten in diesen Raum des Schweigens. In seiner höchsten Stufe ist es die zu schauende Erfahrung des Einswerdens meines Seins mit dem göttlichen Sein. Anwesendsein und Einssein im zeitgleichen heiligen Raum, der in mir, um mich und durch mich ewig wirkt und mein Werden formt. (con – templum: con = zusammen, in eins; templum = umfriedeter Bezirk, Raum, Tempel)